Der Triumph von Sergio Berger (Disentis) kommt einer kleinen Sensation gleich. Der 20-jährige Absolvent der Sportmittelschule Davos und Klassenkamerad von Weltmeister Markus Keller hatte sich nach dem Training und der Qualifikation von Kollegen motivieren lassen müssen, weil es mir "schlecht gelaufen" war. Zur Überraschung der Zuschauer übertraf der langmähnige, fast perfekt rätoromanisch sprechende Bündner den ohnehin schon guten ersten Lauf noch.
Pesko am Ziel
Bei den Frauen war Manuela Pesko in dieser Saison die Konstanz in Person. Die bald 25-jährige Bündnerin aus Lenzerheide klassierte sich bei allen ihren sechs Starts auf der FIS-Tour unter den Top 6 und wurde verdientermassen zum ersten Mal Gewinnerin des Halfpipe-Weltcups.
In Arosa wurde Pesko einzig von der Schwedin Anna Olofsson und der letztjährigen Disziplinen-Siegerin Nici Pederzolli (Ö) um 0,6 respektive 0,5 Punkte geschlagen. Ganz zufrieden war Pesko dennoch nicht: "Beide Läufe verliefen nicht so, wie ich wollte." Dennoch konstatierte sie bei sich seit Januar starke Verbesserungen in Höhe und Technik.
Sergio Berger erhielt von den Punkterichtern für seine Rotationen (9,0) die mit Abstand höchste Punktzahl und liess sich mit 42,5 Punkten aus dem zweiten Run auch vom deutschen Weltcup-Sieger Xaver Hoffmann nicht mehr von der Spitze verdrängen. "Xaver ist seit zehn Jahren einer der besten Weltcup-Fahrer. Einmal mein grosses Idol zu schlagen, ist ein sehr schönes Gefühl", beschrieb Berger. Ein schönes Detail am Rande: Bergers "Ikone" hat zusammen mit seinen Kollegen vom Ratiopharm-Team über 100 000 Euro für einen guten Zweck "gesammelt". Für jede 180°-Umdrehung im Laufe der Saison zahlte der deutsche Arzneimittel-Vertrieb 100 Euro an eine gemeinnützige Stiftung.
Wie die meisten Fahrer hatte auch Berger etwas Mühe mit der nur 14 Grad steilen, aber gut präparierten Pipe im Tschuggengebiet. "Ich habe das Brett speziell für diesen Fall präparieren lassen. Ohne den Wachs hätte ich noch mehr Speed für den jeweiligen nächsten Sprung verloren", verriet er. Nach dem für ihn enttäuschenden sechsten Rang an der Junioren-WM in Italien endete die "nicht sehr gute Saison" (Zitat Berger) auf höchst erfreuliche Weise.
Manuela Pesko zeigte neben Pederzolli als einzige Fahrerin in beiden Läufen jeweils einen "Überkopf-Trick" (Invert McTwist), stürzte aber im ersten Run. Mit einer besseren Benotung bei den Standard-Sprüngen (3,8/4,7) wäre für die Bündnerin der zweite Saisonsieg nach Stoneham (Ka), seitdem sie das gelbe Leadertrikot trug, durchaus möglich gewesen.
Pesko spürte die Müdigkeit in den "Muskelkater-geplagten" Beinen und einem eventuellen Muskelriss im linken Oberschenkel. Nach der Rückkehr vom Weltcup in Japan genoss die baldige BWL-Fernstudentin (wie Fabienne Reuteler an der Uni Hagen/De) in den letzten zwei Wochen nur gerade zwei Freitage, weil Heli-Boarden mit Film- und Foto-Aufnahmen in St. Moritz angesagt war.
Die konstante Saison hat sich für die stets gut gelaunte Pesko gelohnt: Für die Global Games in Whistler Mountain (Ka) erhielt sie als eine von nur zwei Europäerinnen eine Einladung und wird auf der industriellen Ticket-to-Ride-Tour in Les Arcs (Fr) starten.
Arosa. FIS-Weltcup-Finals. Halfpipe. Männer: 1. Sergio Berger (Sz) 42,5. 2. Xaver Hoffmann (De) 40,3. 3. Gary Zebrowski (Fr) 40,1. 4. Jari Vastamäki (Fi) 38,3. 5. Christoph Schmidt (De) 37,9. 6. Markus Keller (Sz) 37,4. 7. Mateusz Ligocki (Pol) 36,4. 8. Seth Wescott (USA) 35,5. 9. Samuel Zartarian (Fr) 31,5. 10. Stephan Maurer (Sz) 29,7. Ferner, in der Qualifikation gescheitert: 11. Thomas Wyden. 16. Gian-Claudio Livers. 18. Yann Imboden. 19. Renato Späni. 21. Benjamin Eugster. 25. Gianluca Buvoli.
WC-Schlusstand (9/9): 1. Hoffmann 5660. 2. Magnus Sterner (Sd) 4400. 3. Domu Narita (Jap) 2560. 4. Zebrowski 2260. 5. Vinzenz Lüps (De) 1890. 6. Risto Mattila (Fi) 1820. 7. Antti Autti (Fi) 1720. 8. Crispin Lipscomb (Ka) 1700. 9. Jan Michaelis (De) 1590. 10. John Lönqvist (Sd) 1525. Ferner: 13. Therry Brunner 1440. 16. Berger 1370. 26. Buvoli 746. 27. Wyden 740. 31. Imboden 638. 44. Maurer 410. 45. Keller 400.
Frauen: 1. Anna Olofsson (Sd) 36,3. 2. Nici Pederzolli (Ö) 36,2. 3. Manuela Pesko (Sz) 35,7. 4. Fabienne Reuteler (Sz) 34,3. 5. Paulina Ligocka (Pol) 34,0. 6. Andrea Schuler (Sz) 32,6. Ferner, in der Qualifikation gescheitert: 11. Mirjam Marbach. 18. Anna-Barbla Carl. 21. Helene Nadig. 30. Yvonne Birker. 31. Jasmin Baur.
WC-Schlussstand (9/9): 1. Pesko 4250. 2. Soko Yamaoka (Jap) 2870. 3. Ligocka 2860. 4. Pederzolli 2800. 5. Lesley McKenna (Gb) 2750. 6. Heidi Kurkinen (Fi) 2440. 7. Schuler 2370. Ferner: 9. Olofsson 2250. 18. Reuteler 1100. 28. Marbach 740. 43. Nadig 320. 58. Carl 130. 60. Mirjam Jäger 120.